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VCD: Verbundkooperation richtig machen!

Presseinformation Nr. 4/2007, Mühlacker, 13. April 2007

Anstelle verbilligter Monatskarten lieber Tageskarte

Die benachbarten Verkehrsverbünde Pforzheim-Enzkreis (VPE) und Stuttgart (VVS) planen ab Juni einen Kooperationstarif. Nach den bisherigen Planungen sollen Anschlussmonatskarten von Vaihingen/Enz Richtung Illingen und Mühlacker um 10 EUR (Mühlacker) bis 21 EUR (llingen) preiswerter werden. Dies gilt für Fahrgäste, die eine VVS-Monats- oder Jahreskarte (keine Schülerfahrkarten) ab Vaihingen/Enz besitzen. Von dieser Regelung profitieren rund 200 Personen, die Kosten betragen rund 30.000 EUR.

Die Subvention von rund 150 EUR pro Person und Jahr wird vom Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Pforzheim/Enzkreis e.V. (VCD) kritisiert: "Mit der vorgeschlagenen Verbilligung von VPE-Monatskarten werden kaum neue Fahrgäste für Bus und Bahn gewonnen werden, es gibt überwiegend Mitnahmeeffekte für bisherige Nutzer", erklärt VCD-Vorsitzender Matthias Lieb. Ein Kooperationstarif zum Nachbarverbund VVS muss aus Sicht des VCD jedoch so angelegt sein, dass neue Fahrgäste in Bus und Bahn gelockt werden können. Doch mit einer reinen Verbilligung der Verbundpreise ist es nicht getan, wie die folgende Übersicht zeigt. Auch nach der Preissenkung ist der reine DB-Tarif preisgünstiger. Angesichts dieser Preisübersicht stellt sich die Frage, was mit dieser Subvention bezweckt wird und ob andere Angebote nicht sinnvoller wären:

Beispiele für Monatskartenpreise:

Strecke DB-Monatskarte VVS+VPE alt VVS+VPE neu
Mühlacker-Ludwigsburg 121,70 Euro 154,70 Euro 144,70 Euro
Illingen-Bietigheim-B. 78,90 Euro 119,80 Euro 98,80 Euro
Mühlacker-Stuttgart 160,90 Euro 195,50 Euro 185,50 Euro

Tatsächlich fordern die Teilnehmer der Volkshochschulkurse, die der VCD zum Thema ÖPNV anbietet, regelmäßig eine gemeinsame Gruppentageskarte für VVS und VPE, um nicht mehr per PKW zum Vaihingen Bahnhof fahren zu müssen. Auch der VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb fordert ein solches "einfaches" Tarifangebot für Gelegenheitsnutzer seit Jahren. Allein der VPE-Geschäftsführer sieht keinen Handlungsbedarf, da die Addition der Tageskarten von VPE und VVS dem Preis des landesweit gültigen Baden-Württemberg-Tickets gleichkomme.

"Diese Rechnung stimmt jedoch nicht", weist Diplom-Wirtschaftsmathematiker Matthias Lieb nach: "Die Gruppentageskarte für das Gesamtnetz VVS kostet 14,30 Euro, das Baden-Württemberg-Ticket 27 EUR. Macht 89% Aufpreis für die Strecke von Vaihingen/Enz bis Mühlacker im Vergleich zur VVS-Karte". Dies ist für den VCD der Hauptgrund, wieso viele Enzkreiseinwohner, die einen Ausflug nach Stuttgart vorhaben, mit dem PKW bis Vaihingen/Enz fahren und ab dort weiter mit der VVS-Gruppentageskarte. Durch ein Angebot für Gelegenheitsfahrgäste, das preislich zwischen der VVS-Karte und dem Baden-Württemberg-Ticket liegt, würden viele schon im Enzkreis in Bus und Bahn umsteigen.

Dazu macht Lieb folgende Rechnung auf: Die VPE-Gruppenkarte von Mühlacker nach Vaihingen/Enz kostet 6 EUR. Doch dann muss der Fahrgast in Vaihingen aus dem Zug steigen, die VVS-Karte kaufen und mit dem nächsten Zug weiterfahren. Immerhin ergibt sich dann mit der VVS-Karte ein Preis von 20,30 EUR im Vergleich zu 27 Euro für das Baden-Württemberg-Ticket. Wenn es ein entsprechendes Angebot - analog zur "RegioX-Karte" der Verbünde KVV und VPE gäbe, das zum Preis von rund 20 EUR schon im Enzkreis im Bus oder am Automaten angeboten würde, könnte man mehr neue Fahrgäste für den ÖPNV gewinnen als mit der Subvention von 30.000 EUR für gerade mal 200 Fahrgäste.

Der VCD fordert den VPE und die Kreispolitik auf, konkrete Angebote für eine VVS-VPE-RegioX-Karte auf den Tisch zu legen, anstatt mit falschen Zahlen weiterhin vernünftige Kooperationen zu verhindern.