VCD zu Bürgerentscheid über die Zukunft des ÖPNV in Pforzheim
Presseinformation Nr. 22/2013, Mühlacker, 26. November 2013
Verantwortlich für gutes Busangebot ist in jedem Fall die Stadt
Am 1. Dezember dürfen die Bürger in Pforzheim darüber entscheiden, ob der zukünftige Stadtbusverkehr der Goldstadt in private oder kommunale Hände gelegt wird. Hintergrund ist der im Jahr 2016 auslaufende Verkehrsvertrag der Stadt mit dem privaten Betreiber Veolia.
Aus Sicht des ökologischen Verkehrsclub VCD ist in jedem Fall auch zukünftig die Stadt und damit der Gemeinderat entscheidend für Qualität und Umfang des Busverkehrs in Pforzheim: „Die Stadt ist gesetzlicher Aufgabenträger für den Nahverkehr und bestellt und bezahlt damit die Verkehrsleistungen, denn durch Fahrgeldeinnahmen allein kann weder in Pforzheim noch anderswo ein attraktiver Nahverkehr geboten werden“, stellt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb fest. Dass der Bevölkerung der Ausbau des ÖPNV in Pforzheim wichtig sei, habe die Beteiligung beim Verkehrsentwicklungsplan sowie beim Masterplan gezeigt – dennoch habe sich im Busverkehr in den letzten Jahren leider nichts bewegt, bilanziert der VCD: „Über Metro-Busse wurde zwar lang und breit diskutiert, doch keine Entscheidungen getroffen“.
Für den VCD ist die Organisationsform zwar grundsätzlich zweitrangig, doch mit der bisherigen Privatisierung wollte die Stadt die Fahrgastzahlen deutlich steigern. Dazu sollte ein ambitionierter Verkehrsvertrag dienen, der damals auch vom VCD unterstützt wurde. Doch als Fazit muss der VCD leider feststellen, dass die Stadt Pforzheim zwar damals einen finanziell günstigen Vertrag abgeschlossen hatte, die verkehrlichen Ziele aber nicht erreicht wurden: „Bundesweit sind in den letzten Jahren die Fahrgastzahlen im Nahverkehr angestiegen –nur in Pforzheim gab es gegen den Trend einen Fahrgastrückgang“ konstatiert Matthias Lieb. Im unmittelbaren Vergleich zu den kommunalen Stadtwerken in Ulm und Heilbronn – von der Größe gut mit Pforzheim vergleichbar – zeigt ein 4-Jahres-Vergleich des VCD den Rückstand Pforzheims in der Entwicklung der letzten Jahre auf. Auch die Reutlinger Stadtverkehr als Gemeinschaftsunternehmen der Stadtwerke (Minderheitsbeteiligung) mit einem privaten Busunternehmen (Mehrheitsbeteiligung) weist steigende Fahrgastzahlen und eine starke Kundenorientierung aus.
Fahrgastzahlen Pforzheim Stadtverkehr im Vergleich
in Mio. Fahrgäste pro Jahr
Fahrgäste | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2009-2012 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Pforzheim | 20,9 | 21,4 | 20,5 | 20,3 | -3% | |
Heilbronn | 21,7 | 22,4 | 22,7 | 22,5 | 4% | Stadtwerke Heilbronn |
Ulm | 30,7 | 31,6 | 32,2 | 32,4 | 6% | Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm |
Reutlingen | 20,5 | 20,7 | 21,1 | 3% | Werte 2012 noch nicht veröffentlicht |
Quellen: Geschäftsberichte, unternehmensregister.de, Gemeinderats-Vorlagen
Eine Neuregelung der vertraglichen Beziehungen muss deshalb aus VCD-Sicht zukünftig den Schwerpunkt auf die Steigerung der Fahrgastzahlen legen. Dazu sind aus VCD-Sicht an der Spitze des Verkehrsbetriebes engagierte Verantwortliche nötig, die den ÖPNV nicht nur verwalten, sondern gestalten und im Dialog mit den Fahrgästen das Angebot verbessern. „Stadtverwaltung und Gemeinderat muss bewusst sein, dass man die Verantwortung für den Nahverkehr nicht abschieben kann, sondern in jedem Fall politisch verantwortlich für Qualität und Quantität des Busangebotes bleibt“, erklärt Matthias Lieb abschließend.
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