VCD-Radtour entlang der Pforzheimer Kleinbahn
Presseinformation Nr. 13/2011, Mühlacker, 11. September 2011
VCD: Vor 100 Jahren modernste elektrische Technik – und heute?
Der Neubau einer Stadtbahn von Pforzheim nach Ittersbach oder nach Keltern wird seit einigen Jahren immer wieder diskutiert – bislang konnte aber keine realisierbare Trasse gefunden werden, so der ökologische Verkehrsclub VCD. Da die alte Trasse der ehemaligen Bahnlinie von Pforzheim nach Ittersbach noch auf weiten Teilen erhalten ist, organisierte der VCD Kreisverband Pforzheim/Enzkreis e.V. am Sonntag, 11.09.2011 bei schönstem Radelwetter eine Radtour entlang der Strecke.
Die VCD-Radtour „entlang alter Eisenbahnen im westlichen Enzkreis“ im Rahmen der Reihe „den Enzkreis genießen“ startete am Bahnhof Brötzingen auf der Trasse der ehemaligen Pforzheimer Kleinbahn Richtung Ittersbach und führte zunächst am Rand des Arlinger entlang bis zum früheren Haltepunkt Birkenfeld, der noch gut zu erkennen war. Unterwegs konnte man immer wieder Betonfundamente der Masten für die damals schon elektrisch betriebene Bahn erkennen: „Während heute viel über Elektromobilität geredet wird, war vor 100 Jahren der Nahverkehr in Pforzheim vollständig elektrisch betrieben –Straßenbahn und Überlandbahn fuhren mit der damals modernsten Antriebstechnik abgasfrei durch die Stadt“, erklärt VCD- Landesvorsitzender Matthias Lieb. Dies könne man derzeit vom Nahverkehr in Pforzheim nicht behaupten, kritisiert der VCD und fordert beim geplanten Metrobus- System einen Systemsprung hin zu einem wieder 100% elektrischen Antrieb.
Hinter Birkenfeld ist die Trasse aufgrund landwirtschaftlicher Nutzung nicht mehr auf der ganzen Strecke befahrbar. Der Ausblick auf Dietlingen zeigt die Probleme der Kleinbahn auf „Der Höhenunterschied zwischen Birkenfeld und Dietlingen war für die Planer der Dampflokzeit nur durch einen Umweg über den Haltepunkt Gräfenhausen (im Wald, weitab vom Ort gelegen) machbar“, so Matthias Lieb: „Diese umwegige Linienführung und in Birkenfeld die Lage abseits der Ortschaft führte mit dem Auskommen des PKW-Verkehrs zu nicht mehr konkurrenzfähigen Fahrzeiten und damit zur Betriebseinstellung.
In Dietlingen und Ellmendingen sind in den Ortslagen die ehemaligen Gleisanlagen bebaut, einzig das Bahnhofsgebäude in Ellmendingen steht noch. Während in Ellmendingen die alte Bahntrasse nach links Richtung Ittersbach weiterführt, bogen die Teilnehmer der Radtour nach rechts Richtung Remchingen ab und erreichten auf schönen, gut ausgeschilderten Radwegen Remchingen, den Endpunkt der Tour. Fazit von Matthias Lieb: „Angesichts hoher Kosten für einen Neubau und der nicht mehr vorhandenen Trasse durch die Orte, ist eine Reaktivierung der Bahnlinie oder auch eine andere Trasse als Stadtbahn nach Pforzheim nicht realistisch. Zur Verbesserung des ÖPNV in Pforzheim und der Region außerhalb des bestehenden Schienennetzes muss deshalb das Bussystem mit elektrischem Antrieb in einem dichtem Takt weiter ausgebaut werden“.
Hintergrund:
Die Bahnlinie Ittersbach – Brötzingen wurde am 2.1.1900 eröffnet, die Verlängerung bis zum Leopoldplatz am 02.07.1901. Zunächst wurden Dampflokomotiven eingesetzt. 1911 erfolgte die Elektrifizierung der Strecke. Im Jahr 1911 wurde auch die Pforzheimer Straßenbahn eröffnet. Die Straßenbahn wurde 1964, die Bahnlinie nach Ittersbach 1968 stillgelegt. Seit 1995 gibt es Überlegungen zu einem möglichen Neubau einer Stadtbahnlinie von Pforzheim nach Ittersbach, allerdings konnte zuletzt kein positiver Nutzen-Kosten-Faktor für eine Bauwürdigkeit nachgewiesen werden.