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VCD-Fakten zur Verbunddiskussion

Pressemitteilung VCD Pforzheim Enz, 28. Januar 2004

"Hier sind die eingeforderten Fakten", antwortet Matthias Lieb, Vorsitzender des Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Pforzheim/Enzkreis e.V. (VCD) auf die vom Verkehrs­verbund Pforzheim-Enzkreis (VPE) vorgebrachte Kritik, der VCD-Vorsitzende würde "mit Luftzahlen argumentieren".

Der Geschäftsführer des Verkehrs­verbundes Pforzheim-Enzkreis (VPE) hatte im Zusammenhang mit der vom VPE-Aufsichtsrat abgelehnten Tarifkooperation mit dem Karlsruher Verkehrs­verbund (KVV) dem VCD bewusste Irreführung unterstellt.

"Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die Irreführung hat mit der VPE-Pressemitteilung vom 16.01.2004 begonnen. Dort erweckte der VPE den Eindruck, dass ein durchkalkuliertes Tarifkonzept vorgelegen hätte, das vom VPE-Aufsichtsrat abgelehnt worden sei, weil sich die Tarife für die VPE-Kunden sonst in einer nicht mehr vertretbaren Weie erhöhen würden. Weiter würden derzeit nur wenige Fahrgäste Nutzen von einem Gemenschaftstarif haben, bei gleichzeitigigen Mehrkosten, die von den kommunalen Gebietskörperschaften nicht zu Schultern seien", zitiert Lieb aus der VPE-Pressemitteilung. Der KVV betont nun in einer Pressemitteilung vom 28.01.2004, dass die Kosten des angedachten Tarifmodelles noch überhaupt nicht kalkuliert waren. "Auf Basis welcher Zahlen und Fakten wurde dann die Entscheidung getroffen?", fragt Lieb.

In einer weiteren VPE-Pressemitteilung vom 23.01. wurde nochmals betont, wie negativ für die Fahrgäste ein solcher Gemeinschaftstarif besonders für Nutzer der Netz-9-Karte sei. Weiter wurde behauptet, dass die Tarifzonen im KVV teilweise kleiner als beim VPE seien, die Tarifzonengröße aber unerheblich sei.

Demgegenüber hatte der VCD darauf hingewiesen, dass die Monatskartenpreise in Pforzheim am oberen Ende vergleichbarer Städte in Baden-Württemberg liegen und dass die Tarifzonen im KVV durchschnittlich 18% größer seien. Deshalb ist aus VCD-Sicht eine 1:1-Umrechnung von Tarifzonen und Preisen nicht sachgerecht.

Somit dienten die vom VCD angeführten Zahlen nur zur Klarstellung einer extrem einseitigen Darstellung durch die VPE-Geschäftsleitung. U.a. hatte der VCD dargelegt, dass die heutige Monatskarte in Pforzheim 15% über dem Karlsruher Preisniveau liegt und somit bei unmittelbarer Anwendung des KVV-Tarifes nicht nur die grenzüberschreitenden Fahrgäste, sondern auch die Busnutzer in Pforzheim von dieser Verbilligung profitieren würden. Weiter hatte der VCD dargestellt, dass der KVV-Tarif so unattraktiv nicht sein könne, da gemessen in Fahrten pro Einwohner im KVV-Gebiet 15% mehr Wege mit Bus und Bahn als im VPE-Gebiet zurückgelegt werden. In der VPE-Pressemitteilung vom 27.01. wird als neuer Monatskartenpreis für Pforzheim ein Betrag von 39 EUR genannt. Das wäre vermutlich der Betrag gewesen, der im Modell hätte untersucht werden sollen. Dieser Wert kann aber nicht mit dem heutigen Preis von EUR 41 verglichen werden, sondern muss mit dem ab 1.6.2004 gültigen VPE-Tarif in Relation gesetzt werden. Die angekündigte Preiserhöhung von 5% würde die Monatskarte auf EUR 43 anheben. Ob dieser Preis noch am Markt durchsetzbar ist, wird vom VCD massiv bezweifelt, insbesondere angesichts der drastischen Angebotskürzung beim Stadtbus seit Anfang Januar. Dass der Preis heute schon von vielen Fahrgästen als zu hoch empfunden wird, zeigt sich an den 25% Netz-9-Kunden.

Betrachtet man die Wirtschaftsergebnisse, so fällt auf, dass der Kosten­deckungsgrad im Jahr 2002 bei den Verkehrs­betrieben in Karlsruhe bei 78% lag, während in Pforzheim nur 65,8% erreicht wurden. Gleichzeitig wird immer wieder von den VPE-Verantwortlichen betont, dass ein Straßenbahn-Betrieb um ein Vielfaches teurer als der Busverkehr sei. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Verkehrsbetriebe in Westdeutschland im Durchschnitt ihren Kosten­deckungsgrad von 64,1 % im Jahr 1994 auf 71,4% im Jahr 2001 steigern konnten. Vergleicht man diese Kenngrößen des wirtschaftlichen Erfolges, stellt man klar fest, dass Karlsruhe überdurchschnittlich abgeschnitten hat, während Pforzheim deutlich unter dem Durchschnitt rangiert. Es soll jetzt hier nicht weiter auf die Gründe eingegangen werden, hilfreich wäre aber ein Blick nach Karlsruhe wohl schon, meint Lieb und empfiehlt dem VPE-Aufsichtsrat, sich nochnmals unvoreingenommen mit einem Gemeinschaftstarif zu beschäftigen.

Hier nochmals die VCD-Zahlen mit Quellenangabe:

  • Monatskarte Stadtgebiet Pforzheim VPE 41,00 EUR
  • Monatskarte Stadtgebiet Karlsruhe KVV 35,50 EUR
  • Monatskartenpreise vergleichbarer Städte in Baden-Württemberg: EUR 30,30 - EUR 38 (Freiburg, Heilbronn, Offenburg, Reutlingen, Ulm)

Quelle Tarife: Internet-Recherche

Fahrten pro Einwohner und Jahr: 87 im VPE-Gebiet, 100 im KVV-Gebiet (Quelle: Enzkreis-Beilage 115/02 vom 14.11.2002)

Kostendeckungsgrade: Geschäftsbericht VBK/KVV 2002, GR-Beilage N 1632 der Stadt Pforzheim vom 16.06.2003, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Jahresbericht 2002, Seite 55

Preiserhöhung 5%: Stadt Pforzheim, GR-Beilage N 1904 vom 03.11.2003, Wirtschaftsplan 2004 der SVP

Tarifzonengröße:

Studie "Verkehrsverbünde in Baden-Württemberg - Fluch oder Segen für den öffentlichen Nahverkehr", VCD Baden-Württemberg, Oktober 2002, erstellt von Felix Berschin und Matthias Lieb;

Gemeinsame Stellungnahme von PRO BAHN und VCD zur Kreistagsvorlage 115/02 vom 17.01.2003