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VCD fordert Verbundentscheidung zu überdenken

Pressemitteilung VCD Pforzheim Enz, 18. Januar 2004

Die Entscheidung des VPE-Aufsichtsrates, ein gemeinsames Tarifsystem für die Verkehrsverbünde rund um Karlsruhe und Pforzheim (KVV und VPE) vorläufig nicht einführen zu wollen, wird vom Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Pforzheim/Enzkreis e.V. (VCD) scharf kritisiert.

VCD-Kreisvorsitzender Matthias Lieb, der sich in der Vergangenheit wiederholt für ein gemeinsames Tarifsystem ausgesprochen hatte, damit die Tarifgrenzen für die Fahrgäste durchlässiger werden, erklärt: "Die Entscheidung ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass schon vor genau einem Jahr eine engere Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Verkehrs­verbund von den Verantwortlichen im Pforzheimer Verkehrs­verbund nicht gewollt war. Damals hatte der Kreistag des Enzkreises jedoch gegen die entsprechende Vorlage gestimmt und die Verwaltung aufgefordet, mit dem KVV Gespräche zur Tarifharmonisierung zu führen. Jetzt haben sich leider diejenigen, die eine Fusion schon immer abgelehnt haben, wieder einmal durchgesetzt".

Die vorgebrachten Argumente gegen ein einheitliches Tarifsystem erscheinen dem VCD nicht stichhaltig. Einerseits wird argumentiert, dass einzelne KVV-Fahrpreise höher als die vergleichbaren VPE-Preise seien und deshalb die Fahrgäste (z.B. bei 24-Stunden-Karten) dann Verteuerungen ohne Leistungsverbesserungen zu erwarten hätten. Dabei wird jedoch übersehen, dass z.B. auch die Tarifzonen im KVV um 18% größer sind, d.h. zum gleichen Geld kann man dort weitere Strecken zurücklegen. Eine 1:1-Umrechnung ist also unseriös. Bei dem befürchteten Wegfall der preisgünstigen Netz-9-Monatskarte ist zu bedenken, dass diese Karte nur deshalb eingeführt worden ist, weil die normale Monatskarte für Pforzheim 15% teurer ist als die Monatskarte für das deutlich größere Karlsruhe und dort die Straßenbahn im 10-Minuten-Takt fährt während in Pforzheim der Bus-Takt auf 15 Minuten-Intervalle ausgedünnt worden ist. Bei der unveränderten Einführung des KVV-Tarifes hätten die Busnutzer in Pforzheim also deutliche Preisvorteile, die aufgrund des ausgedünnten Angebotes durchaus berechtigt wären.

Die Behauptung, von Mühlacker nach Baden-Baden würden derzeit zum DB-Tarif Fahrkarten ausgestellt werden, entbehrt jeglicher Sachkenntnis. Nicht nur zukünftig bei einem gemeinamen Verkehrs­verbund, sondern schon heute löst der kundige Fahrgast eine Verbund-Tageskarte (RegioX) und fährt damit günstiger als zum DB-Tarif. Somit ist die Frage der Durchtarifierungsverluste heute schon gelöst. Zudem ist der Raum östlich von Pforzheim weniger stark Richtung Karlsruhe orientiert, so dass die genannten Durchtarifierungsverluste deutlich zu hoch gegriffen erscheinen.

Weiter gibt der VCD zu bedenken, dass die ÖPNV-Nutzung im KVV, gemessen in jährlichen Fahrten pro Einwohner, um 15% höher als im VPE-Gebiet liegt. Dies liegt sicher nicht darin begründet, dass die KVV-Tarife unattraktiv sind. Umgekehrt ist zu fragen, wieso in Pforzheim und dem Enzkreis bei angeblich so attraktiven Tarifen, deutlich weniger Fahrgäste zu verzeichnen sind als im KVV-Gebiet. Diese zusätzlichen Fahrgäste führen dann auch zu höheren Einnahmen und senken die Zuschüsse der Kreise.

Nachdem der Kreistag des Enzkreises vor einem Jahr die Verwaltung beauftragt hatte, Verhandlungen bzgl. einer Tarifkooperation zu führen, geht der VCD davon aus, dass dem Kreistag in einer öffentlichen Vorlage nachprüfbar vorgerechnet wird, auf welcher Basis die Verbundfusion nun abgelehnt wurde. Dann sollte politisch darüber entschieden werden, auch im Hinblick auf mögliche Einsparungen von Verwaltungskosten durch Synergieeffekte bei einem größeren Verbund.